Deutsche Bundesbahn
Inspektionsfahrten und Kleinreparaturen - das sind Aufgaben, die mittels Draisinen erledigt werden können. Fast 1.000 dieser kleinsten angetriebenen Eisenbahnfahrzeuge wurden durch die Deutsche Bundesbahn beschafft.

Die ersten nach der Gründung der Deutschen Bundesbahn in größerer Stückzahl beschafften Motordraisinen waren die sogenannten "Ämterdraisinen", offiziell als "Bahnamts-Draisinen" (BA-Draisine) bezeichnet. Diese dienten ausschließlich dem Personentransport. Als Typenbezeichnung ist auf den Fabrikschildern GBA zu finden. Diese Bezeichnung wurde auch für die Klv 20 (als "GBA 1") und die späteren Bauserien der Klv 11 (als "GBA 2") verwendet. Die genaue Bedeutung dieser Abkürzung ist bisher unbekannt. Die Bezeichnung als BA-Draisine läßt auf die Bedeutung "Groß(raum)BahnAmts"-Draisine schließen. Diese würde zur Unterscheidung zu den zuvor gelieferten Motordraisinen dienen, die meist nur für zwei Personen (zuzüglich Fahrer) zugelassen waren.

Ab 1955 wurden die ersten Bm-Draisinen - "Bahnmeister-Draisinen" beschafft. Diese Fahrzeuge unterschieden sich nicht nur in der Raumaufteilung, sondern auch in der gesamten Fahrzeugkonzeption von den zuvor beschafften Draisinen. Ein Frontmotor trieb die hintere Achse an. Dieser war vor dem Fahrzeugkasten angebracht und mit einer kleinen Motorhaube in Motorenbreite abgedeckt. Dieses Konzept wurde weitergeführt; allerdings wurde die Motorabdeckung mehrfach geändert. Nach einer Zwischenlösung mit einer kantigen Haube über die gesamte Fahrzeugbreite wurde der Großteil der Fahrzeuge mit einer eben so breiten, aber an den Seiten gerundeten Haube versehen. Die Abgrenzungen der einzelnen Bauserien sind noch nicht endgültig recherchiert. Im hinteren Bereich des Fahrzeuges stand ein Mehrzweckraum zur Verfügung. Es konnte Kleinmaterial und Werkzeug transportiert werden. Auf zwei Klappbänken konnten noch zusätzliche Personen befördert werden.

Die letzte Bauform der Bm-Draisinen wurde als Basis für die ab 1958 beschafften BA-Draisinen der Reihe Klv 11 übernommen.

Klv 09 - Schmalspur-Draisinen

Für den durch die Deutsche Bundesbahn durchgeführten meterspurigen Bahnbetrieb auf der Insel Wangerooge wurde ein kleines Personenbeförderungsfahrzeug benötigt, das mangels offizieller Wegeverbindungen einen Transfer der Fährschiffbesatzung zwischen dem Inselanleger und dem Ortsbahnhof ermöglichte.

1955 wurde dafür auf einem "altbrauchbaren" Klv 31-Fahrgestell durch das Ausbesserungswerk Bremen ein neuer Aufbau gesetzt. 1977 wurde das Fahrzeug wegen starker Durchrostungen durch ein Klv 11 ersetzt, das zuvor in Bremen für die Schmalspurbahn umgebaut wurde. Beide Wangerooger Fahrzeuge wurden als Klv 09 geführt.

1994 endeten die Draisineneinsätze auf Wangerooge, nachdem eine neue Straßenverbindung geschaffen wurde. Klv 09-0002 ist heute noch Teil der Deutschen Draisinen-Sammlung (DDS) in Bad Nauheim.


Klv 10 - BD-Aufsichtsdraisine
1952 beschaffte die BD Hamburg eine "Aufsichtsdrasine", die bis zu einem Unfall 1987 zur Bereisung und Überprüfung der norddeutschen Strecken diente.

Das Fahrzeug ist heute bei den EF Mittelholstein erhalten.

Klv 11 - BA-Draisine
Die ersten nach der Gründung der Deutschen Bundesbahn in größerer Stückzahl beschafften Motordraisinen waren die sogenannten "Ämterdraisinen", offiziell als "Bahnamts-Draisinen" (BA-Draisine) bezeichnet. Diese verfügten über sechs Sitzplätze und dienten ausschließlich dem Personentransport.

Klv 12 - Bm-Draisine
Mitte der 1950er Jahre besaß die noch junge Deutsche Bundesbahn (DB) für den leichten Streckenwartungsdienst die bis Ende der 1940er Jahre gelieferten kleinen Motordraisinen und sogar noch unmotorisierten Gleisräder (Handhebel- und Fahrrad-Draisinen). Um diese zu ersetzen beschaffte die DB zwischen 1955 und 1962 bis zu 700 Bahnmeisterdraisinen (Bm-Draisine) der Baureihe Klv 12 (Typ „D 3“, Bauart 120) mit den Betriebsnummern Klv 12-4301 bis Klv 12-4999 (Klv = Kleinwagen mit Verbrennungsmotor).

Geliefert wurden diese Draisinen in mehreren Bauserien von den Firmen Martin Beilhack (MB), Draisinenbau Hamburg Dr. Alpers (DH), Frankfurter Karosserie-Fabrik Friedrich Schmitt (FKF), Industriewerke Karlsruhe (IWK) und Sollinger Hütte (SH). Bis auf die sich im Laufe der Lieferungen veränderte Ausführung der Motorhauben (3 Hauptvarianten) waren die gelieferten Fahrzeuge weitgehend gleich. Aus dieser erfolgreichen Konstruktion wurden die 1958 bis 1961 gelieferten 79 BA-Draisinen der Baureihe Klv 11 (Typ „GBA 2“, Bauart 110) entwickelt.

Eingesetzt wurden die Klv 12 im gesamten DB-Streckennetz von Bahn- (Bm), Nachrichten- (Nm) und Signalmeistereien (Sigm) für leichte Arbeiten. Der Fahrer konnte mit einer Klv 12 bis zu 6 Kollegen bzw. 750 kg Werkzeug und Material direkt an eine Baustelle bringen. Von einem 28 PS starken VW-Industrie-Boxermotor angetrieben war sie für eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h zugelassen. Um die Fahrtrichtung zu wechseln, die Draisine auf der Baustelle aus dem Streckengleis zu entfernen oder im Heimatbahnhof in den oft im rechten Winkel zum Gleis angeordneten Draisinen-Schuppen zu bringen, musste die Klv 12 angehoben und gedreht werden. Hierfür ist unter dem Fahrzeugkasten zwischen den beiden Achsen eine mechanische Hebevorrichtung montiert. Diese wird über eine Handkurbel bedient, die unterhalb der Hecktür auf eine Gewindewelle gesteckt wird.

Nachdem in den 1970er Jahren die Dienststellen für diese Arbeiten über genügend größere Rottenkraftwagen und Straßenfahrzeuge verfügten, im Gegenzug auch noch das Nebenbahnsterben grassierte, verloren die Motordraisinen nach und nach ihre Einsatzfelder. Immer mehr Dienststellen trennten sich von den „Schienenwanzen“, gleichzeitig wuchsen die Reihen der in den Ausbesserungswerken (AW) Bremen und Nürnberg zum Verkauf gesammelten ausgemusterten Fahrzeuge stetig an. Viele der handlichen Fahrzeuge wanderten direkt in den Schrott-Container. Von den zum 31.12.1975 vorhandenen 280 Stück blieben bis zum 01.01.1980 noch 67 Bm-Draisinen im Bestand der DB. 1997 war es dann soweit und mit der Klv 12-4901 wurde in Kaiserslautern die letzte DB-Klv 12 ausgemustert.

Die kleinen, pflegeleichten Schienenfahrzeuge lassen sich leicht restaurieren und unterhalten. Aus diesem Grund blieben ca. 47 Stück der Klv 12 mit ihrem typischen VW-Käfer-Motorgeräusch bei Museumseisenbahnen und Privatpersonen erhalten.

Klv 20 - BA-Draisine - "Draisine mit VW-Kombiaufbau"
1955 gab die Deutsche Bundesbahn 30 weitere Bahnamts-Draisinen in Auftrag. Aus Kostengründen wurde beim Bau auf Serienteile aus dem Kfz-Bau zurückgegriffen. Mit dem Transporter T1a von Volkswagen in der Kombi-Ausführung fand man die geeignete Ausgangsbasis.

1954 wurd ein Prototyp hergestellt. Der Erbauer ist nicht genau bekannt; vermutlich entstand das Fahrzeug bei WMD in Donauwörth. Von der Volkswagen AG wurde die komplette Karosserie mit eingeschweißtem Hilfsrahmen sowie die Antriebseinheit mit 24,5 PS-Benzin-Boxermotor in Industrieausführung und angebautem mechanischen Viergang-Getriebe zugeliefert. Die Karosserie wurde auf einen zusätzlichen geschweißten Hauptrahmen gesetzt. An diesem war mittig eine mechanische Hebevorrichtung befestigt, die ein Drehen des Fahrzeuges auf der Stelle ermöglichte.

Noch im Bestelljahr wurden je 15 Fahrzeuge von Beilhack in Rosenheim und WMD in Donauwörth an die DB ausgeliefert. Der Prototyp - erkenntlich am mittig auf der Front aufgesetztem DB-Logo anstelle des VW-Zeichens - wurde Ende 1956 bahnamtlich abgenommen und als 31. Fahrzeug der Serie eingenummert. Die meisten Fahrzeuge wurden Ende der 1970er Jahre ausgemustert.

Nach aktuellen Erkenntnissen sind sieben Fahrzeuge erhalten geblieben.

Die Liste wurde von Dietmar Stresow umfangreich ergänzt (hauptsächlich Fabriknummern und Ausmusterungsdaten). Weitere Daten kamen von Mathias Bootz, der mit der Beilhack 2647 - DB Klv 20-5011 über eines der Vorbild-Fahrzeuge verfügt.

Über ergänzende Informationen freuen wir uns immer!

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